Kann man ein Buch (nur) als gelungen bezeichnen, wenn es Emotionen in einem auslöst? Mir fallen spontan zwei Romane ein, die ich nicht zu Ende gelesen habe weil sich nichts in mir regte, die aber im Allgemeinen als Klassiker gelten.
Die Prämisse von Kairos ist eigentlich simpel: in den 80ern der DDR begegnen sich die neunzehnjährige Katharina und der deutlich ältere Hans und kommen in den nächsten Jahren nicht voneinander los. Vor allem begegnen, vielleicht auch verlieben, wie die beiden immer wieder beteuern. Und liest sich das am Anfang noch alles schön und mit Schmetterlingen im Bauch, so überwiegt zum Ende hin bei mir Mitgefühl. Mitgefühl für Katharina, die sich nicht lösen kann. Wut über die ganze Situation, in der die beiden, aber gerade Katharina sich gebracht hat. Und über alledem wirklicher, ehrlicher Hass auf Hans, ein toxischer, manipulativer, alter weißer Mann, der es zu keiner Sekunde verdient hat, dass ihn überhaupt jemand liebt.
Kairos ist für mich kein schönes, aber ein sehr gutes Buch. Schon das zweite hintereinander, bei dem meine Emotionen für die Handlung ziemlich überwältigend sind. Vier von fünf Kassetten.
