Puh. Die größte Atomkatastrophe der Geschichte dürfte wohl nahezu jedem Menschen bekannt sein, aber mit so einer akribischen Detailtreue, wie sie hier von Adam Higginbotham in Buchform nochmal aufgearbeitet wird, wirkt sie nochmal eindrücklicher. Wie die Sowjetunion nicht nur nach der Explosion des Kraftwerks Nummer 4, sondern schon Jahrzehnte zuvor so ziemlich alles an potentiellen Gefahren am Design des Reaktors ignoriert, unter den Tisch hat fallen lassen und vertuscht hat, und im Anschluss bis heute nicht das volle Ausmaß der Katastrophe zugibt, damit ihre Vorstellung von Macht und Überlegenheit in der Welt keinen Kratzer bekommt, das ist schon extrem. Zeitweise liest sich das Buch wie ein Roman und man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass es hier keine Fiktion ist sondern bittere Realität. Schwere Kost, auch weil es - Nonfiktion eben - kaum Leerlauf gibt.
Bin mehr oder weniger über die Miniserie von HBO auf das Buch gekommen. Lohnt sich (trotzdem), da die Serie sich gewisse künstlerische Freiheiten erlaubt um die Geschichte dramatischer zu gestalten.
Viereinhalb von fünf Kraftwerken.