Lionel Shriver

Wir müssen über Kevin reden

4.5

Ich weiß nicht wann mich das letzte Mal ein Buch und dessen Charaktere so mitgenommen haben. Klar, man mag sie, hasst sie vielleicht, findet sie unsympathisch oder kann sich mit ihnen teilweise identifizieren, möchte ihnen zurufen oder sie anschreien... alles schon vorgekommen. Aber nicht so wie in diesem Buch. Wenn ich es mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es glaubhaft.

Es geht um Liebe, um Verlust, um Verantwortung, aber eben auch darum, dass Mütter sich heute oft überfordert fühlen und von der Gesellschaft dafür auch noch die Schuld kriegen, alles erzählt durch die Briefe von Eva an ihren Mann nach dem Amoklauf ihres Sohnes. Der Aufbau ist lang, in meinen Augen aber auch notwendig, die letzten zweihundert Seiten mitunter nur schwer erträglich, und das Ende ist es dann auch im wortwörtlichen Sinne.

Es ist kein schönes Buch. Aber ein wahnsinnig gutes. Viereinhalb von fünf Briefen.