Nonfiction

★★★★

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Anfang des Jahres mit Masters of Doom ja sozusagen noch die Außenperspektive gelesen ist das hier dann wohl der Insiderbericht, oder eben die Autobiographie von John Romero. Liest sich gut weg, ist weniger technisch als man annehmen könnte und geht stattdessen auch viel auf seine Kindheit, die Zeit nach id Software bzw. Ion Storm und auch die Fehler und die Probleme ein. Die beiden Bücher ergänzen sich hervorragend, Kushners Perspektive hat eine größere Bandbreite, während Romero natürlich aus dem Nähkästchen plaudern kann, aber eben auch Begebenheiten oder Dinge erwähnt, die ich noch nicht kannte. Kanns sehr empfehlen, vier von fünf doppelläufigen Schrotflinten.

Nonfiction

★★★★

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Puh. Die größte Atomkatastrophe der Geschichte dürfte wohl nahezu jedem Menschen bekannt sein, aber mit so einer akribischen Detailtreue, wie sie hier von Adam Higginbotham in Buchform nochmal aufgearbeitet wird, wirkt sie nochmal eindrücklicher. Wie die Sowjetunion nicht nur nach der Explosion des Kraftwerks Nummer 4, sondern schon Jahrzehnte zuvor so ziemlich alles an potentiellen Gefahren am Design des Reaktors ignoriert, unter den Tisch hat fallen lassen und vertuscht hat, und im Anschluss bis heute nicht das volle Ausmaß der Katastrophe zugibt, damit ihre Vorstellung von Macht und Überlegenheit in der Welt keinen Kratzer bekommt, das ist schon extrem. Zeitweise liest sich das Buch wie ein Roman und man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass es hier keine Fiktion ist sondern bittere Realität. Schwere Kost, auch weil es - Nonfiktion eben - kaum Leerlauf gibt.

Bin mehr oder weniger über die Miniserie von HBO auf das Buch gekommen. Lohnt sich (trotzdem), da die Serie sich gewisse künstlerische Freiheiten erlaubt um die Geschichte dramatischer zu gestalten.

Viereinhalb von fünf Kraftwerken.

Fiction

★★☆☆☆

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Ich sags mal so: wenn man sich noch an die Filme Teuflisch von 2000 und Buttlerfly Effect von 2004 erinnert und die beiden zusammenmischt, dann hat man eine ungefähre Vorstellung von Die Mitternachtsbibliothek.

Nora nimmt sich das Leben und findet sich in der Mitternachtsbibliothek wieder, gefüllt mit all den Leben, die sie hätte führen können. Jede Entscheidung, jede Möglichkeit hat jedoch Konsequenzen. Soweit die Prämisse. Dabei weckten die ersten paar Seiten, die zu Noras Tod führen, ja noch wirklich mein Interesse, aber spätestens als sie sich in ihrer Bibliothek wiederfindet wird die Geschichte recht vorhersehbar. Nora probiert diverse Leben aus und lernt dabei viel über sich selbst. Matt Haig traut dem Leser dabei gefühlt eher wenig zu, denn jede Bedeutung, jede Gefühlsregung, jede Wendung wird erklärt, so das ich mich wirklich gar nicht anstrengen oder groß in Noras "Leben" eintauchen muss.

Ich glaube was mich am meisten ärgert ist aber, wie leichtfertig in dem Buch mit dem Thema Depression umgegangen wird: zwar wird es nie direkt gesagt, aber dass Nora depressiv ist kann man erahnen. Dann am Ende aber mit "Sei einfach du selbst" um die Ecke zu kommen ist naiv, ignorant und wenn man weiß, dass Haig selbst an Depression leidet, auch verwunderlich.

Zweieinhalb von fünf Büchern, kanns nicht empfehlen.

Fiction

★★★★

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Graf Alexander Ilyich Rostov wird 1922 zu lebenslangem Hausarrest im Hotel Metropol in Moskau verurteilt, und das ist der Beginn einer so traurigen wie herzerwärmenden Geschichte über Anstand, Würde, Freundschaft, Familie und Liebe eines Menschen, der trotz oder vielleicht auch gerade durch die räumliche Beschränkung nie seinen Optimismus verloren hat, und Towles erzählt das alles so wunderbar feinfühlig. Das Ende zu verraten wäre unangebracht, aber Ein Gentleman in Moskau gehört für mich zu den Büchern, die man mit einem sehr zufriedenen Lächeln zuklappt. Vier von fünf Bouillabaisse, ganz klare Empfehlung.

Ich möchte mit 90 Jahren bitte auch noch so fit sein.

Gesundheit

★★★★

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Wenn How Bad Do You Want It? für die Motivation dienlich ist, um den Hintern noch ein bisschen schneller hochzukriegen und sich bei Rides noch ein bisschen mehr zu pushen, dann ist The Brave Athlete mehr oder weniger das komplementäre Gegenstück, dass dieselbe Problematik ein bisschen wissenschaftlicher angeht und ganz konkrete Hilfestellungen für Situationen bietet, in denen sich vermutlich jeder Ausdauerathlet schon mal befunden hat.

Der Sprachstil ist dabei locker gehalten, finde ich ja immer besser als wenn alles nur nüchtern und/oder stocksteif runtergerasselt wird. Und was soll ich sagen, hab mich in ziemlich vielen der Probleme wiedergefunden oder gar erwischt, da sie mir vielleicht noch gar nicht so bewusst waren. Hat mich gut nachdenken lassen und tatsächlich freue ich mich jetzt auch ein wenig darauf, diese kleinen und größeren Dinge über die im Buch enthaltenen Übungen und Aufgaben anzugehen und darüber vielleicht noch ein bisschen besser zu werden. Kann ich uneingeschränkt empfehlen.

Jasper Fforde

Rot

Dystopie

★★★★★

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Boah. Mit Grau hatte ich am Anfang ja so meine Probleme, weil mir das gefühlt doch alles etwas zuviel Vorgeplänkel war, war dann aber spätestens ab der zweiten Hälfte wirklich voll dabei. Rot macht genau da weiter wo Grau aufgehört hat, nur ein paar kleine Rückblicke geben ein paar Hinweise auf die Welt von Jane und Eddie, aber eigentlich muss man den ersten Band aus der Farben-Trilogie auf jeden Fall gelesen haben um die ganzen Absurditäten auch zu verstehen. Aber wie toll und spannend und düster und dystopisch und überraschend die ganze Story dann weitergesponnen wird ist ganz ganz großes Kino. Rot zählt definitiv zu meinen Highlights in diesem Jahr, und ich bin jetzt wirklich gespannt, wie Fforde 2027 im dritten Buch die Geschichte zu Ende bringen will. Also... wirklich.