John Wray

Unter Wölfen

Fiction

★★☆☆☆

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War vermutlich nicht die beste Idee, Morgen, Morgen und wieder Morgen erst vor kurzem gelesen zu haben, denn irgendwie hatte ich eine ähnliche Handlung in einem anderen Kontext - Heavy Metal Szene der 80er in LA statt Videogames - erwartet, zumindest hat der Klappentext das denken lassen.
Hat nur leider nicht funktioniert, einerseits weil er sich zwar auf die tatsächliche Szene der 80er bezieht, darüber aber eher steril und sachlich als emotional schreibt, und andererseits weil die drei Charaktere sich eher wie Statisten denn wie die Hauptdarsteller des Buches anfühlen. Zu Kira gibt es überhaupt keine Hintergrundgeschichte, Leslie ist ein Arschloch und Kip schmeisst eigentlich nur mit Phrasen um sich und zu keinem Zeitpunkt baut man irgendeine richtige Bindung zu den dreien auf. Da machts dann auch nix mehr, dass der Plottwist nach 2/3 fehl am Platz und ehrlich gesagt auch ziemlich doof wirkt, so als hätte Wray keine Ahnung gehabt wie er das Buch beenden soll und sich dann eben was ausgedacht hat. Schade eigentlich, fühlt sich nach einer vertanen Chance an. Zweieinhalb von fünf Metalriffs.

Was wirst du heute dafür tun?

Ich lese gerade unter anderem Der Plan von Nando Boers, der das Radteam Jumbo Visma mehrere Jahre begleitet hat um ihre Entwicklung zu beobachten und darüber zu schreiben. Bin noch nicht vollständig überzeugt, aber vielleicht liegt mir auch einfach diese Art Buch nicht so, aber darum gehts ja hier gar nicht. Denn relativ am Anfang wird der neue Sportdirektor in einem kurzen Interview mit zwei Fragen zitiert: Wo willst du nächstes Jahr stehen? Und was wirst du heute dafür tun?

Die beiden Fragen blieben bei mir hängen. Vor ein paar Jahren hatte ich mich bei meinem ersten Radmarathon mit einem anderen Fahrer unterhalten, damals war ich noch ziemlich am Anfang von diesem ganzen Sport, und er stellte vermutlich nur beiläufig die Frage, was man bzw. ich auf diesem Sport eigentlich mitnehmen will. Und ich überlegte. Nicht an Ort und Stelle, aber diese Frage blieb ebenfalls hängen und begleitet mich seitdem. Ich weiß nicht mehr genau obs ein Scheidepunkt war, aber der Radmarathon hatte mir gezeigt, dass da Potential ist, Motivation mehr aus mir rauszuholen, den Sport auch als Herausforderung zu begreifen. Und jetzt sind wohl zwei weitere Fragen dazu gekommen.

Was will ich aus diesem Sport eigentlich mitnehmen?
Wo will ich nächstes Jahr stehen?
Und was werde ich heute dafür tun?

New Bike Day

Und das ist ja auch noch passiert. Ausgerechnet an dem Tag, als ich zu meinen Eltern fahre, verkauft der Rad Race Shop in Berlin seine Testbikes. Eine Woche kann verdammt lang sein und wirklich gute Chancen rechne ich mir nicht aus, aber tatsächlich war meine Größe acht Tage später dann noch da: ein Canyon Aeroad, keine zwei Monate alt, keine 50 Kilometer gefahren, also quasi neu und das für einen wirklich guten Preis. Bisher knappe 1.000 Kilometer mit einem ziemlich fetten Grinsen auf dem Gesicht runter. Welcome to the family, Silver Surfer.

Caroline Wahl

22 Bahnen

Coming of Age

★★★★★

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In nur etwas mehr als 200 Seiten schafft Caroline Wahl es, wirklich schwierige Themen wie alkoholkranke Eltern, einen Schicksalsschlag und einen tristen Alltag mit sowas wie Mut, Hoffnung, Aufbruchstimmung und Zusammenhalt zu verbinden, und dass gelingt ihr so schön, dass es sich ganz wunderbar wegliest. Ich weiß gar nicht so recht, was ich zu 22 Bahnen noch groß schreiben könnte, außer vielleicht noch, dass ich jederzeit das Gefühl hatte, "dabei" zu sein anstatt nur stiller bzw. lesender Beobachter. Richtig richtig toll. Fünf von fünf Radieschen.

Fiction

★★★★

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Ich mein ja klar geht es in dem Buch auch und gerade um Videogames und deren Entwicklung, und ich würde lügen wenn das nicht auch oder gar der Kaufgrund für mich gewesen ist, wenn man sich dafür aber nicht interessiert ist das auch kein Game Over, denn zuallererst geht es um Sadie und Sam und ihre Beziehung aus Arbeit, Freundschaft und Liebe zueinander, und das ist alles so schön ausgeführt und mit Ideen gespickt, und dann wechselt Zevin mittendrin mehrmals noch den Erzählstil, was es nur noch spannender und interessanter macht, und dann kommt diese abrupte wie unerwartete Änderung in der Handlung, und... ich hör jetzt auf mit den Schwärmen. Viereinhalb von fünf Videogames.

seenland 100

Meine Mama hat früher immer gesagt, wenn die Kinder dreckig nach Hause kommen, dann hatten sie Spaß. Kann ich immer noch so unterschreiben.

Dabei hat das alles gar nicht mal so gut angefangen: seenland 100 sollte für mich in diesem Jahr die Alternative zum Spreewaldmarathon werden, da ich im April leider verhindert war. Am Tag davor noch mit Magen und Gliederschmerzen noch richtig schön im S**k gewesen, im Kopf schon alles von Magen-Darm-Virus bis hin zu Corona durchgespielt, am Ende hab ich aber wohl irgendwas falsches gegessen. Naja.

Der Morgen des Marathons und ich fühle mich immer noch nicht gut, aber immerhin auch nicht mehr komplett elend. Ja egal, du fährst da jetzt eben hin und machst das, mehr als schiefgehen kanns ja nicht. Im Regio dann schon den Regen aufziehen sehen, die ersten Tropfen an den Fensterscheiben, wir steigen aus und es schifft. So richtig. Wir rollen zur Registrierung, es ist kalt und ich friere. Immerhin hört der Regen pünktlich zum Start auf, bis die Kleidung halbwegs trocken ist soll es trotzdem noch eine Weile dauern.

Ich kann mich in der ersten Gruppe gerade so halten, der Magen fühlt sich aber immer noch an als könnte er seinen Inhalt jeden Moment rausschießen wollen, die Beine wollen auch nicht so richtig. Irgendwann lasse ich die anderen dann ziehen und fahre mein eigenes Tempo.

Der erste Verpflegungspunkt und gleichzeitig der erste größere Stopp, alles schicko, die Temperaturen steigen langsam, weiter gehts, beim zweiten Stopp nach etwa 110 Kilometern dann endlich Sonne und außerdem warmer Milchreis mit Kirschen(!), ich entscheide mich trotzdem von hier direkt zum Ziel zu fahren: am körperlichen Zustand hat sich nichts geändert, und ich muss ja mein Glück nicht herausfordern, da ist mir Rad am Ring kommende Woche dann doch wichtiger.

Was bleibt unterm Strich? Eigentlich ein schöner Tag! Aber ich hoffe doch sehr, dass ich nächstes Jahr wieder den Spreewaldmarathon fahren kann.

Jasper Fforde

Grau

Dystopie

★★★★

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Scheibenwelt in dystopischer und erwachsener? Ich denke das umschreibt es ganz gut, man braucht auf jeden Fall eine Weile, um die von Fforde erschaffene Welt zu verstehen, der Autor macht es einem mit seinem Humor hier aber auch leicht. Bis der dunkle Teil mehr und mehr Einzug hält, der wie eine moderne Version von 1984 daherkommt. Rückblickend ärgere ich mich, dass ich für Grau so wahnsinnig lange gebraucht habe, denn gerade zum Schluss hin wird es noch besser als bis dahin ohnehin schon. 4.5 von 5 Löffeln.

Fforde hat die Serie als Trilogie angesetzt: Grau erschien 2011, der Nachfolger Rot in... 2024. Ich möchte Rot wirklich gerne lesen, hab aber so ein bisschen Sorge, dass Fforde vielleicht einen auf George R.R. Martin machen könnte und das letzte Buch nie, oder auch erst in dreizehn Jahren schreibt und ich auf einem ordentlichen Cliffhanger sitzenbleibe. Puh. Mal sehen. Update: Fforde schreibt auf Ehemals-Twitter, dass der dritte Teil um 2027 kommen soll. Das wäre... immer noch weit weg, aber okay?

Juni 2024

  • Auf einer Gruppenausfahrt vom Ride Leader böse angemacht worden. Ich gebe ja zu, dass es nicht die beste Idee war mitzufahren, nachdem ich am Tag davor in der Muckibude noch einen harten Leg Day eingelegt habe, und trotzdem: ich kann in der Gesellschaft von Freunden und Bekannten sehr gut auch über mich selbst lachen, aber vor quasi-fremden Personen vorgeführt zu werden lässt mich nach wie vor sehr verschnupft zurück. Nachhaltig.
  • Rennradfahren ist (auch) Kopfsache.
  • Die Eltern für ein paar Tage besucht und mich wieder gefragt, was mich eigentlich noch in Berlin hält.
  • Diese Liste viel zu spät angefangen, den Monat Mai hab ich ja auch komplett verbasselt. Ich brauche Routinen in meinem Leben, sonst lasse ich alles verkommen. Hier wohl auch.