Ich hab irgendwann letzte Woche meinen Instagram-Account vollständig geleert und auf privat gestellt: No más. I'm done. Ich muss mich nicht mehr bekannt machen und Spaß gemacht hat die Platform schon lange nicht mehr. Dass der Dienst toxisch ist war bereits bekannt, in den letzten drei Monaten konnte ich das auch selbst erleben.
Die Explore-Seite passt sich ziemlich schnell an, nicht nur durch die eigenen Gewohnheiten: da reicht es mitunter schon sich mal ein Rezept für ein interessantes Gericht anzuschauen um die nächsten Tage mit schrottigen Empfehlungen für kalorienarmes Essen zum noch-mehr-abnehmen zu bekommen.
Der "Höhepunkt" für mich war dann das Model, dass in einem "Was ich an einem Tag esse"-Reel von 1.500kcal redet (und genau so aussieht), mit einem Sieben-Kilometer-Lauf beginnt und als Disclaimer Text dann einbaut, dass sie zwischendurch ja auch mal mehr essen würde. Wenn sie das für sich machen will, be my guest, mir komplett egal, aber hier geht es um Selbstdarstellung, sie will ja andere damit erreichen, und dann ist das ganze einfach Clickbait und gleichzeitig gefährlich. Mich tangiert das zum Glück nicht mehr, bei jemanden, der für sowas anfällig ist, sieht das aber schon ganz anders aus.
Ohnehin gab es in den letzten... zehn Jahren oder so einen schleichenden Wechsel von Social Networks hin zu Social Media und jetzt Media:
Social networks became “social media,” which, at first, meant receiving content from people you chose to hear from. But in the quest to maximize engagement, the timeline of friends and people you picked to follow turned into a free-for-all battle for attention. And it turns out, for most people, your friends aren’t as entertaining as (god forbid) influencers who spend their waking hours making “content.”
Stets begünstigt durch die Anpassungen der Konzerne dahinter, die Stillstand nicht mögen, denn das kann man den Werbekunden nicht verkaufen. Und dann muss ich immer ein wenig lachen wenn irgendein Content Creator was von Community faselt, dabei sind für sie oder ihn ausschließlich Zahlen interessant. Oder sie oder er denkt, er sei wahnsinnig wichtig, während wirklich jeder auf solchen Platformen austauschbar ist. Ihr seid eine Nummer in der Liste der Follower oder in den Statistiken für Werbekunden. Nicht mehr.
Außerdem: Fuck Meta. Wenn sich ein cringe Typ wie Zuckerberg hinstellt und so tut, als stünde er wieder für Free Speech weil er damit einem der schlechtesten Menschen auf dieser Welt in den Arsch kriechen will, während Instagram weiterhin weibliche Brüste sexualisiert und verbietet, dann wüsste ich nicht, warum ich weiterhin für deren Werbekunden zur Verfügung stehen sollte (falls das in Vergessenheit geraten ist: als Nutzer bist du das Produkt, das verkauft wird).
Vor allem bietet mir Instagram aber keinen Mehrwert. Ja, ich bin im echten wie im digitalen Leben nicht der geselligste Mensch, dessen bin ich mir absolut bewusst, aber wenn so etwa neunzig Prozent meiner Follower noch aus der Zeit sind, als ich fotografiert habe und sich für das, was ich jetzt so mache, sowieso nicht interessieren, dann kann ich es auch sein lassen. Meine Fotos sind hier sowieso besser aufgehoben.
"Ja aber es muss ja nicht alles einen Mehrwert haben!" - herrje, ich rede ja nicht von Selbstoptimierung oder Effizienz oder Quantifizierung oder sowas, denn selbst sowas einfaches wie Spaß ist ein Mehrwert. Aber nicht mal das schafft Instagram ja noch. Frag dich doch mal selbst, wann du das letzte Mal die App geöffnet hast und dich nach 30 Minuten Doomscrolling besser gefühlt hast. Dann doch lieber ein Buch, davon hab ich wenigstens was.
Und irgendwann in absehbarer Zeit, wenn sich die Kommunikation über Direktnachrichten auch erledigt haben sollte, dann wird der Account auch gelöscht. No más. I'm done.