Ich hatte ja schon mal ein Blog. Jeriko hieß das. Wenn ich mich richtig erinnere müsste ich damit während meines Studiums begonnen haben, also so um 2006 rum, hab darüber ein paar tolle Menschen kennen- und schätzen gelernt und so um 2010 rum war das sogar leidlich erfolgreich und hat mir ein paar schöne Momente beschert und mich überhaupt nach Berlin gebracht, sonst wäre ich wohl jetzt irgendwo in der Nähe von Walldorf beheimatet und würde SAP-Software an mittelständische Unternehmen bringen, nehme ich jedenfalls an, weil ich das ja studiert habe, und bis 2012 ist das Blog ziemlich eingeschlafen weil mir zunehmend die Motivation fehlte und irgendwann habe ich es dann ganz gelöscht.
Twitter habe ebenfalls um die Zeit den Rücken gekehrt, wann genau weiß ich nicht mehr, als das Problem mit dem Hass und der Häme und dem Spott und den fast schon wöchentlichen Shitstorms Überhand genommen hat und ich das alles nicht mehr ertragen konnte oder wollte. Ein paar Jahre später folgte dann der Facebook-Account aus dem gleichen Grund, den ich ja nur solange behalten habe weil ich Facebook-Events wohl für unverzichtbar gehalten habe, was rückblickend einfach dumm war.
Hab dann zwischendurch nochmal überlegt Twitter eine Chance zu geben, konnte mich aber nicht mal mehr erinnern wem ich früher eigentlich gefolgt bin, und bei den Accounts, die mir dann doch wieder einfielen, hab ich mich wirklich gefragt ob die damals auch schon so zynische, verbitterte Typen waren oder über die Jahre erst geworden sind. Mir fiel dann wieder dieser hervorragende Talk von David Kriesel zum Xerox-Hack ein, wo er zu Twitter folgendes anmerkte:
Was in meinen Augen nichts hilft, ist unfreundliches Twittern und Haten. [...] Aber wenn ihr was durchkriegen wollt, macht ihr euch mit so einem Verhalten einfach angreifbar. Und vor allem werdet ihr nicht ernst genommen. Man kann euch immer vorwerfen, gar keine Diskussion zu wollen.
Aber okay, es ist Anfang 2024 und Twitter ist ja mittlerweile eh an die Wand gefahren und alles zersplittert sich gerade sehr und andere Social Networks schießen gerade aus dem Boden und hoffen auf ein Stück vom Kuchen und das ist alles neu und aufregend und spannend und lol just kidding, es interessiert mich einfach nicht mehr. Schon lange nicht mehr. Ich bin müde geworden.
Lustigerweise lese ich stattdessen mittlerweile eine stattliche Anzahl von regelmäßig erscheinende Newslettern, die ich früher doch so sehr verachtet habe weil sie mir nur das Postfach verstopft haben, jetzt aber umso mehr schätze. Fühlt sich mehr nach Blog an als alle schnelllebigen Social Networks zusammen.
Denn wenn ich doch schon eigentlich nur für mich mal ein Bild zeige, einen Text schreibe, einen Link teile, dann kann ich das doch auch hier machen. Na dann mal los.